Pleurakarzinose – Dr. Jean Yannis Perentes (CHUV) und Prof. Michal Bassani-Sternberg (UNIL)
Beurteilung der neoantigenspezifischen T-Zell-Antwort in der mit hyperthermischer, intrathorakaler Aerosol-Cisplatin-Druckchemotherapie (PITHAC) behandelten Pleurakarzinose
Die Pleurakarzinose tritt ausserhalb der Lungen auf, zwischen den Lungen und der Brustwand, in einem Hohlraum der eine Schmierflüssigkeit enthält, oder entlang des Brustfells, einer Membran, die die Lungen umgibt und die Brusthöhle auskleidet. Krebs in der sogenannten Pleurahöhle wird in der Regel von einer anderen Stelle des Körpers eingeschleppt, am häufigsten über Lungenkrebs. Möglich ist aber auch eine Ausbreitung ausgehend von der Brust, den Eierstöcken, der Bauchspeicheldrüse, dem Dickdarm oder anderen Körperteilen. Da Pleuratumoren fast immer metastatisch und schwer zu operieren sind, ist die Prognose schlecht. Nur einer von vier Patienten überlebt die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Glücklicherweise ist die Inzidenz tief: Diese Krankheit trifft einen von 2’000 Krebspatienten.
Ein neuartiger therapeutischer Ansatz für die Pleurakarzinose kombiniert lokalisierte, druckunterstützte Verabreichung von Medikamenten mit einer hitzeinduzierten Immunstimulation, die als PITHAC (pressurized intrapleural hyperthermic aerosol chemotherapy) bezeichnet wird. Es wird davon ausgegangen, dass PITHAC eine tumorspezifische Antwort auslöst. Die Wirksamkeit dieses Ansatzes in der Behandlung der Pleurakarzinose ist jedoch noch wenig erforscht.
Dieses Projekt vereint einen Kliniker mit Erfahrung in der Behandlung der Pleurakarzinose und eine Expertin auf dem Gebiet der biochemischen Proteinanalyse. Ziel ist es festzustellen, ob PITHAC neue Antigene in den Tumorzellen induziert, die wiederum eine neoantigenspezifische Reaktion im Immunsystem, insbesondere in den T-Zellen, auslösen. Mittels Charakterisierung der Antigenlandschaft in den Tumoren von Pleurakarzinose-Patienten wird es möglich sein zu ermitteln, ob die Anwendung von PITHAC auch die Induktion von schützenden neoantigenspezifischen T-Zell-Antworten bewirkt. Ist das der Fall, wäre es sinnvoll, PITHAC mit Immuntherapien zu kombinieren, um deren Wirksamkeit zu erhöhen.
Die Forschenden werden diese Analyse auf Patienten anwenden, die an einer Phase-1 klinischen Studie teilnehmen, die 2023 am CHUV gestartet ist. Diese Studie wird durch einen Chercher-Trouver Zuschuss in Höhe von CHF 750’000 finanziert. Sie dient der Untersuchung von Anwendbarkeit und Toxizität von PITHAC bei Pleurakarzinose-Patienten. Im Verlauf der Studie werden auch Blut- und Pleuraflüssigkeitsproben gesammelt (nach einer Operation und regelmässig, während eines Monates). Die TANDEM-Unterstützung wird die Analyse dieser Proben finanzieren.
Die Neuartigkeit dieses Projektes besteht in der Durchführung einer longitudinalen Antigenentdeckungsstudie, die Patienten vor und nach der Therapie vergleicht. Es ist zu hoffen, dass diese Untersuchungen den Einsatz von PITHAC in Kombination mit Immun-Checkpoint-Blockade-Inhibitoren begünstigen und die translationale Wirkung der Studie verstärken.